Steinhauer, Kathrin: Altäre der Aachener Marienkirche im späten Mittelalter – Stiftungen, Pfründen und Ausstattung
Steinhauer, Kathrin: Altäre der Aachener Marienkirche im späten Mittelalter – Stiftungen, Pfründen und Ausstattung
Heutigen Besuchern des Aachener Domes eröffnet sich ein komplexes Raumgefüge, das sich nur durch ein Begehen der Kirche vollkommen erschließen lässt und hinter dem eine mehrstufige Baugeschichte steht. Dem romanischen Zentralbau, dem Oktogon mit seinem umlaufenden Sechzehneck, wurde im 14. Jahrhundert nach Osten ein gotischer Chor angefügt, der am 28. Januar im Jahre 1414 eingeweiht wurde. Parallel dazu und im Anschluss wurden weitere Kapellen an der Marienkirche errichtet. Auf die reiche Ausstattung liturgischer Objekte hatten diese Umbauten grundlegenden Einfluss, allen voran die Altäre: Innerhalb rund eines Jahrhunderts hat sich ihre Anzahl verdoppelt. Für die Mitte des 14. Jahrhunderts sind im Untergeschoss sieben, für das Obergeschoss sechs Altäre zu rekonstruieren; im 15. Jahrhundert ist ihre Anzahl bereits auf 34 gestiegen – ein Phänomen, das in Publikationen über den Aachener Dom bisher wenig Beachtung gefunden hat. Diese Entwicklung wirft eine Reihe von Fragen auf, die im Rahmen des Dissertationsvorhabens bearbeitet werden: Wie kam es zu einer solch starken Zunahme von Altären? Wo haben diese gestanden und inwieweit sind sie in den täglichen oder nur gelegentlichen Gottesdienst miteinbezogen worden? Von wem wurden sie gestiftet? Welche Stiftungen waren konkret mit ihnen verbunden und wer genau wurde mit einem Benefizium versehen? Lassen sich daraus Rückschlüsse auf ein verändertes religiöses Verhalten ziehen? Vermittels einer Sakraltopographie erschließt die Arbeit dazu die bis ins späte Mittelalter aufgestellten Altäre der Marienkirche und trägt mit Hilfe eines Altarkatalogs die wichtigsten Informationen zusammen. Gestützt auf das umfangreiche Material von Urkunden, Akten und Testamenten in den Archiven wird dabei besonderes Augenmerk auf die liturgischen Quellen und vor allem die Libri Ordinarii sowie die Kapitelprotokolle des Marienstifts gelegt, in denen Bestimmungen und Riten der täglichen Messen Aufschluss über vorhandene Altäre und deren Nutzung im diachronen Vergleich geben. Ziel der Arbeit ist es neue, systematisch aufgezeichnete und differenzierte Erkenntnisse zur Altarlandschaft der Aachener Marienkirche aufzuzeigen und diese erstmals auf breiter Quellenbasis zusammenstellen und somit einen essenziellen Beitrag nicht nur zur vergleichenden Stiftungsgeschichte sondern auch zur Aachener Stadtgeschichte zu erbringen.
Gebäude, Kathedralen, Stiftungen, Liturgie, Aachen
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