Regenbogen, Clemens: Pfalzgraf Otto von Burgund (†1200). Studien zu Rang und Konfliktführung eines staufischen Fürsten
Regenbogen, Clemens: Pfalzgraf Otto von Burgund (†1200). Studien zu Rang und Konfliktführung eines staufischen Fürsten
Hauptgegenstand der Masterarbeit ist Pfalzgraf Otto I. von Burgund, seines Zeichens viertgeborener Sohn Kaiser Friedrichs I. Barbarossa und Beatrix‘ von Burgund. Ottos von 1189 bis zu seinem frühen Tode im Jahr 1200 dauernde Herrschaft als mütterlicher Erbe in Burgund um Besançon, ferner im Gebiet der heutigen Schweiz und im Elsass, erscheint als eine sehr turbulente Dekade in der Geschichte dieses Raumes, nicht zuletzt aufgrund dreier überlieferter Tötungen, die der junge Staufer an Gegnern verübte.
Das Anliegen der Studie besteht darin, dem hochmittelalterlichen Pfalzgrafen mittels der analytischen Kategorien „Rang“ und „Konflikt“ auf zweifachem Wege näher nachzugehen.
Die Erörterung des Rangs des Kaisersohns vollzieht sich methodologisch auf drei Ebenen, d.h. anhand der fast singulär zu nennenden Fülle seiner Titel und Titulaturen, seines Konnubiums mit der Gräfin Margarethe von Blois-Champagne (†1231) und Formen seiner Herrschafts-repräsentation (Siegel, Grablege). Otto stellt ausweislich der verschiedenen Rangindikatoren letzthin die politische Doppelexistenz eines, obschon zeitweilig angefochtenen, Reichsfürsten und zugleich eines burgundischen Fürsten dar.
Unter der Leitfrage nach den Ursachen der frappierenden Gewalteskalation innerhalb der pfalzgräflichen Konfliktführung widmet sich der zweite Teil der Untersuchung anschließend den zahlreichen Auseinandersetzungen des Stauferfürsten. Im chronologischen Längsschnitt kann ein auffallender Sprung von vertraglich gelösten Konflikten in den Jahren bis 1193 hin zu den binnen der Jahre 1195 bis 1197 begangenen Tötungen von Gegnern im nordburgundisch-elsässischen Gebiet aufgewiesen werden. Eine Analyse der zeitgenössischen historiogra-phischen Sicht auf Otto fördert hinsichtlich der Bewertung seines Handelns ambivalente Ergebnisse zutage; die Spanne der Voten reicht vom „heimtückischen Meuchelmörder“ bis zum „betrauerten Verteidiger seiner Untertanen“.
Schließlich werden erstmals die an den Konflikten federführend beteiligten Adligen (Pfalzgraf Otto, Graf Stephan von Auxonne/Burgund, die Grafen von Mömpelgard und Pfirt, die Herren von Hüneburg) auf ihr politisches Verhalten und die Entwicklung ihrer herrschaftlichen Grundlagen im letzten Jahrzehnt des 12. Jahrhunderts hin befragt. Als Resultat können wegen der zu lückenhaften Überlieferung weder eine expansive pfalzgräfliche Territorialpolitik zur Anbindung Burgunds an das Elsass noch eine Bedrohung der Position Ottos durch die benachbarten, sich teilweise von den Staufern als Ganzen emanzipierenden Herrschaftsträger ausgeschlossen werden. Ein Exkurs zu den Fragen nach der Herkunft und Bedeutung von Ottos Beinamen „ohne Land“ sowie ein umfangreicher Regestenanhang beschließen die Arbeit.
Hochmittelalter, Staufer, Herrschaft, Burgund, Konflikte
Moyen Âge central, Staufer, pouvoir, Bourgogne , conflits