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Peeters, Dieter: Klüge Königen gehorchen einem Bischof. Die Auffassung Sigeberts von Gembloux (±1030-1112) auf die Beziehung zwischen Bischöfe und weltlichen Gewaltträgern in drei seiner Bischofviten

Peeters, Dieter: Klüge Königen gehorchen einem Bischof. Die Auffassung Sigeberts von Gembloux (±1030-1112) auf die Beziehung zwischen Bischöfe und weltlichen Gewaltträgern in drei seiner Bischofviten

Sigebert von Gembloux (±1030-1112) war einer der wichtigsten Schriftsteller für den Zeitraum des Investiturstreits. Auch Sigeberts weniger erforschte Bischofsviten erhalten eine klare Auffassung zur Rolle des Bischofs, ein Thema worüber während des Investiturstreits viel diskutiert wurde. Bisher sind vor allem seine Streitschriften und seine Weltchronik in verschiedene Studien erforscht worden, weil diese Texten unmittelbar in Verbindung mit den Konflikten zwischen Kaiser und Papst stehen. Das Hauptaugenmerk dieser Magisterarbeit ist die Auffassung Sigeberts von Gembloux auf die Beziehung zwischen Bischöfen und weltlichen Gewaltträgern in drei seiner Bischofviten: die Vita Deoderici, die Vita Theodardi und die Vita Lamberti. Die Quellen bieten einen Blick auf Sigeberts Bischofsbild, sowohl bevor als während des Investiturstreits. Die Analyse wiederspiegelt die Struktur der Viten. Sie ist deswegen in drei Kapitels aufgeteilt worden: das vorbischöfliches Leben, die Bischofswahl und die Ausübung der Bischofswürde.

Die Beschreibungen der Jugend des zukünftigen Bischofs und die Wahl zur Bischof sind in den drei Viten sehr ähnlich. Sigebert betonte immer die Wichtigkeit der weltlichen Aspekten in der Ausbildung des Bischofs und die Zusammenarbeit zwischen geistlichen und weltlichen Gewaltträgern bei der Bischofwahl. Es ist jedoch bemerkenswert, dass Sigebert auch in seine später aufgefasste Vita Theodardi und Vita Lamberti das gleiche Bild skizzierte, als in der Vita Deoderici, die er dreißig Jahre früher aufgestellt hat. Trotz der Kritik von den ‚Gregorianen‘ auf der enge Bindung zwischen Bischof und den weltlichen Gewaltträgern, änderte der Autor seine Meinung nicht.

Die interessanteste Passagen befinden sich aber in Sigeberts Beschreibungen über der Ausübung der Bischofswürde. In der Vita Deoderici hob der Autor vor allem die Zusammenarbeit zwischen Bischof Dietrich und Kaiser Otto I. und Otto II. hervor, im Nachfolge des idealen Vorbild, dass Erzbischof Brun von Köln (†965) gestellt hatte. Der Bischof muss auf der weltlichen Ebene ein Mitarbeiter des Kaisers sein, aber auch dem Kaiser helfen in seinen Initiativen für das gläubige Volk. Das äußert sich in der Vita Deoderici vor allem in der kaiserlichen Unterstützung von den religiösen Stiften. Das Stiften war für Sigebert eine der wichtigsten Aufgaben des Bischofs.

Auch in der Vita Theodardi und der Vita Lamberti betonte Sigebert diese Zusammenarbeit, diesmal aber auf eine ganz andere Art und Weise. Der Autor versuchte mit einem ‚negativ Vorbild‘ zu zeigen, was passieren würde, wenn die Zusammenarbeit zwischen Bischöfen und weltlichen Gewaltträgern scheiterte: die Bischöfe würden zum Opfer des ‚Feinden von Gott‘ fallen. Die Beschützung der Kirche und folglich des Reichs und des gläubigen Volkes erforderte diese Zusammenarbeit. Sigebert hat seine Auffassung, trotz der Kritik von päpstlichen Seite, nicht geändert, er versuchte nur die Bischofsbeschreibung anders an zu fassen. Die Stellung des Bischofs zu militärischen Aktivitäten war in die drei Viten zwar sehr unterschiedlich. Die Vita Deoderici erkennt Bischof Dietrich von Metz eine wichtige Funktion bei dem Krieg zu, während Bischof Theodardus und Lambertus in ihren Viten nur das Wort Gottes als Waffen gegen ihre Mörder benützen. Sigebert konnte wegen seiner Kritik auf die gewaltsamen Maßnahmen des Papsttums sein Bild von einem militärischen aktiven Bischof denn nicht wahren. In seiner Chronik entfernte der Autor, wegen eines vorläufig unbekannten Grundes, eben alle Suggestionen auf weltliche oder militärische Aktivitäten eines Bischofs.

 

Bischöfe, Bischofsviten, Investiturstreit, Hochmittelalter

évêques, vite des évêques, querelle d'investiture, Moyen Âge central

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