Neumann, Christian Alexander: Das Mittelmeer beherrschen. Die Seemächte Venedig und Aragon im Spätmittelalter
Neumann, Christian Alexander: Das Mittelmeer beherrschen. Die Seemächte Venedig und Aragon im Spätmittelalter
Meine Dissertation mit dem Titel „Das Mittelmeer beherrschen: Die Seemächte Venedig und Aragon im Spätmittelalterˮ soll einen Beitrag zur spätmittelalterlichen Politik-, Diplomatie- und Wirtschaftsgeschichte und auch zur Geschichte des Mittelmeerraumes darstellen. Die Krone Aragon und die Republik Venedig zählen zu den wichtigsten Mächten des spätmittelalterlichen Mittelmeeres. Trotz der Relevanz von Thalassokratie für diesen Raum sind noch beträchtliche Defizite hinsichtlich der diesbezüglich betriebenen Theoriebildung zu konstatieren. Sowohl zu den Beziehungen zwischen Venedig und Genua als auch zu denjenigen zwischen der Krone Aragon und Genua ist einiges bekannt. Im Vergleich dazu ist zum venezianisch-katalanischen Verhältnis bislang nur sehr wenig gearbeitet worden. Einzelne Episoden der Geschichte beider Staaten wurden unterschiedlich intensiv erforscht. Jedoch fehlt bislang eine systematische Betrachtung über einen längeren Untersuchungszeitraum hinweg.
Aus der intensiven Auseinandersetzung mit der Geschichte beider Mächte resultierte, dass die Themenfelder „Diplomatie” und „Handel” und „Piraterie” die neuralgischen Punkte des venezianisch-katalanischen Verhältnisses markieren. Obwohl es bereits im späten 13. Jahrhundert zu ersten Annäherungen zwischen Venezianern und Katalanen kam, kann jedoch erst das 14. Jahrhundert als der eigentliche Zeitraum der Genese ihrer Beziehungen angesehen werden. Aufgrund der gewählten Chronologie von 130 Jahren (1280-1410) und der inhaltlichen Breite des Quellenmaterials müssen gewisse Einschränkungen vorgenommen werden. Ausgehend von der oben erwähnten Überlegung, dass Diplomatie, Handel und Piraterie die wesentlichen Aspekte der Beziehungen darstellen, sollen diese einer eingehenden Analyse unterzogen werden. Zwei übergeordnete Fragen werden gestellt. Zum einen wird nach der Verflechtung der drei Themenfelder miteinander gefragt. Zum anderen soll überlegt werden, in welchem Verhältnis die drei Aspekte zum Phänomen „Seeherrschaft” stehen. Für die Beantwortung beider zentraler Arbeitsfragen ist eine profunde Analyse der drei erwähnten Aspekte unerlässlich. Um die dafür notwendige Tiefenschärfe zu erzielen, werden Episoden verdichteter Interaktion mikrogeschichtlich rekonstruiert. Daneben wird ein komparatistischer Zugriff gewählt, was sich gerade für die Untersuchung des Verhältnisses zweier Mächte anbietet. Werden Diplomatie, Handel und Piraterie als Netzwerke verstanden, eröffnet sich damit eine Vielzahl von Aspekten, namentlich Akteure, Orte, Institutionen, Ressourcen, Kommunikationsformen und Strategien zur Durchsetzung von Interessen. Aufgrund ihrer besonderen Relevanz für das gewählte Thema sollen allerdings nur die ersten drei im Vordergrund stehen. Da bislang weder die publizierten noch die archivalischen Quellen systematisch auf venezianisch-katalanische Kontakte hin ausgewertet wurden, wird gesteigerter Wert auf intensive Quellenarbeit und profunde Analysen gelegt. Zur Materialbasis zählen hauptsächlich Dokumente der Regierungsinstitutionen. Die zweite wichtige Quellengruppe stellen überwiegend zeitgenössische Chroniken dar.
Spätmittelalter, Venedig, Aragon, Diplomatie, Handel, Piraterie, Mittelmeer
Moyen Âge tardif, Venise, Aragon, diplomatie, commerce, piraterie, Grande Bleue