Hauff, Andrea: Weibliche Heilige im Mittelalter. Förderkreise und Netzwerke
Hauff, Andrea: Weibliche Heilige im Mittelalter. Förderkreise und Netzwerke
Im 13. Jahrhundert findet sich ein Kreis von untereinander verwandten, im Ruf der Heiligkeit stehenden Frauen aus den Dynastien der Přemysliden, Piasten, Arpaden und Andechs-Meranier. Einige jener Frauen wurden relativ zeitnah nach ihrem Tod heilig gesprochen, während bei anderen in der Frühen Neuzeit die Seligsprechung vorgenommen oder erst zu Ende des 20. Jahrhunderts der Kanonisationsprozess abgeschlossen wurde. Dabei handelt es sich um Elisabeth von Thüringen, Gertrud von Altenberg, Hedwig von Schlesien, Anna von Schlesien und Agnes von Böhmen. Aus dem Geschlecht der Arpaden werden außerdem die heilige Kinga, die heilige Margareta von Ungarn und die selige Jolenta verehrt. Ferner ist die selige Salomea, eine Schwägerin Elisabeths von Thüringen, hinzuzuzählen. Eine solche Häufung von Heiligsprechungen, insbesondere von Frauen, innerhalb eines hochadligen Geschlechtes ist bemerkenswert und lohnt daher in besonderem Maße eine Untersuchung.
Folgende Fragen ergeben sich: Wie entsteht der Ruf der Heiligkeit eines bestimmten Adels-geschlechts bzw. seiner Vertreter und welche Auswirkungen ergeben sich daraus? Gibt es ein besonderes Modell von weiblicher Heiligkeit und wie sieht dieses aus? Gibt es strukturelle oder personale Gemeinsamkeiten oder Überschneidungen zwischen den einzelnen Förder-kreisen der später Heiliggesprochenen? Wie entstanden die Förderkreise aus Beichtvätern, Geistlichen, Verwandten und anderen Personen, wie funktionierten sie untereinander und wie wirkten sie? Wo liegen die Unterschiede zwischen den jeweiligen Förderkreisen und wie sind diese zu bewerten? Welche Faktoren waren entscheidend für den Abschluss eines Kano-nisationsverfahrens?
Die Vorgehensweise soll zuerst in einer eingehenden Untersuchung der einzelnen Kanonisationsprozesse bestehen, um Erkenntnisse zu gewinnen, wer die jeweilige Heiligsprechung förderte und aus welchen Personen sich die Förderkreise zusammensetzten. Anschließend sollen der Verlauf der Kanonisationsprozesse und die Förderkreise verglichen werden, um Unterschiede bzw. Gemeinsamkeiten bezüglich der Wirksamkeit der Förderkreise feststellen zu können. Abschließend werde ich die gewonnenen Informationen über Förderkreise und Netzwerke der Verehrten zu einem Gesamtbild zusammenfügen. Ich erwarte dadurch Aufschluss über die Funktionsweise von verwandtschaftlichen und anderen Netzwerken zu erhalten.
Hochmittelalter, Adel, Kanonisation, Frauen, Förderkreise
Moyen Âge central, noblesses, colonisation, femmes, groupe de soutien