Cikán, Ondrej: Hallo, wer spricht? Untersuchungen zu den Romanen der Komnenenzeit im Vergleich zu ihren antiken Vorbildern
Cikán, Ondrej: Hallo, wer spricht? Untersuchungen zu den Romanen der Komnenenzeit im Vergleich zu ihren antiken Vorbildern
Aus dem Byzanz des zwölften Jahrhunderts, der so genannten Komnenenzeit, sind uns vier hochsprachliche Romane bekannt, und zwar Hysmine und Hysminias von Eumathios Makrembolites, Rhodanthe und Dosikles von Theodoros Prodromos, Drosilla und Charikles von Niketas Eugeneianos und Aristandros und Kallithea von Konstantinos Manasses, wobei letzterer nur in Fragmenten erhalten ist. In dieser Periode erstarkte in Byzanz das Interesse an antiker Literatur, die nicht nur reich kommentiert und interpretiert, sondern auch nachgeahmt, wiederbelebt und transformiert wurde. So kam es nach acht Jahrhunderten ohne griechische Romanproduktion auch zur Wiederbelebung des antiken Genres des Liebes- und Abenteuerromans. Insbesondere die Romane Aithiopika von Heliodor und Leukippe und Kleitophon von Achilleus Tatios dienten den oben genannten Autoren als Vorbilder.
Ziel der eingereichten Arbeit ist es, nicht nur die diachrone Beziehung des komnenischen und des antiken Romans systematisch zu beleuchten, sondern auch synoptisch einen synchronen Vergleich der komnenischen Romane anzustellen. Ferner werden die Umstände der Wiederbelebung des antiken Romans aus neuen Perspektiven betrachtet. Die Arbeit besteht aus vier Teilen: (1) Zunächst will ich Parallelen im Aufbau der Romane der Komnenenzeit nachweisen und diese mit den antiken Vorbildern vergleichen. (2) Dann wird die narratologische Analyse auf der Ebene der handelnden Charaktere fortgesetzt, indem ihre Funktionen für den Handlungsaufbau erörtert werden. (3) Darauf sollen die von den byzantinischen Autoren zitierten und abgewandelten, genretypischen Topoi und Themen, also die Bausteine des Romans, systematisch kategorisiert und verglichen werden. (4) Schließlich wird die Frage gestellt, warum der antike Roman gerade in der Komnenenzeit wiederbelebt worden ist, ob die meistens weiblichen Patroninnen der gehobenen literarischen Zirkel, wie Anna Komnene, ein Interesse an seiner Wiederbelebung haben mochten und inwieweit der eben erwachte byzantinische Hellenismus auch als Mittel für in den Romanen versteckte, teils kritische Anspielungen auf die zeitgenössischen Umstände gedient haben könnte.
Byzanz, Hochmittelalter, Rezeption, Antikenrezeption, Erzähltechniken, Literatur
Byzance, Moyen Âge central, rézeption, anti-rézeption, techniques de narration, littérature