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Schomann, Sven: Burg Rötteln (bei Lörrach) als Herrschaftszentrum der Herren von Rötteln und der Markgrafen von Hachberg-Sausenberg (bis 1503)

Schomann, Sven: Burg Rötteln (bei Lörrach) als Herrschaftszentrum der Herren von Rötteln und der Markgrafen von Hachberg-Sausenberg (bis 1503)

Die unmittelbar oberhalb von Lörrach und unweit Basels gelegene Großruine der Burg Rötteln verkörpert neben der Hochburg bei Emmendingen und dem Heidelberger Schloss den größten mittelalterlichen Wehrbau in Baden. Im Unterschied zu den beiden genannten Anlagen hebt sie sich nicht nur in ihrer Ausrichtung als lang gestreckte Spornburg, eine aus Ober- und Unterburg bestehende Axialanlage hervor, sondern v. a. hat sie weder eine umfassende Bastionierung wie die Hochburg noch wie das Heidelberger Schloss einen weitgehenden Umbau zum Repräsentativbau im Stil der Renaissance erfahren. Unabhängig von ihrer historisch weniger hohen Bedeutung und unabhängig von ihrer 1678 erfolgten erheblichen Zerstörung vermittelt die erstmals im Jahr 1259 als castrum belegte Burg Rötteln im Vergleich am eindrücklichsten das Bild einer romanisch und gotisch geprägten Wehranlage als privater Adelssitz. Damit ist sie zugleich Spiegel ihrer mittelalterlichen Herrschaft, die sich in zwei wesentliche Phasen unter den Herren von Rötteln und den Markgrafen von Hachberg-Sausenberg unterteilt: Gründung und Ausbau mit nordwärts vergrößertem Palas und südlich anschließender Vorburg gehen auf das im Jahr 1316 in männlicher Linie ausgestorbene Geschlecht derer von Rötteln zurück.

Für die Rekonstruktion dieser rund zweihundertjährigen Epoche bestehen zahlreiche methodische Probleme, und zwar v. a. hinsichtlich der frühen Herren von Rötteln während des ersten Drittels des 12. Jahrhunderts, weil der sekundäre Burgname nicht zwingend die Burg, sondern ebenso den seit dem 8. Jahrhundert belegten namensgebenden Weiler meinen kann. Innerhalb dieses Problemkreises um das Auftreten erster Herrschaftsträger und den Zusammenhang von Burgbau bzw. deren Baugestalt stellen sich zunächst Fragen nach Herkunft und Genealogie, Status und Herrschaftsgrundlagen, die wesentlich auf Vogtei- und Lehensgütern gründeten, im Zusammenhang mit dem baslischen Cluniazenser-Priorat St. Alban, den Klöstern Murbach und St. Blasien, ferner wohl auch St. Gallen zu sehen sind und sich im Bereich des großen und kleinen Wiesentals erstreckten.

Insofern ist von einem sozial, politisch und wirtschaftlich maßgeblich durch Basel bestimmten Beziehungsgeflecht bzw. Aktionsrahmen auszugehen, was einen gesonderten Blick auf den eigentlichen, sich vor dem Hintergrund des Investiturstreits im Breisgau ausbildenden Machtfaktor erfordert: das Verhältnis der Herren von Rötteln zu den Herzögen von Zähringen.

Erst gegen Ende des 12. Jahrhunderts verdichtet sich die Quellenlage, sodass grundsätzliche Ausrichtungen der Herrschaft erkennbar werden; mit geistlichen Würdenträgern sowohl in Konstanz wie in Basel, mit der Stadtgründung Schopfheims sowie mit dem kurzen Aufblühen der Nebenlinie Rotenberg im Tal der kleinen Wiese sind wesentliche Aspekte genannt, die sich in ihren Einzelheiten aber ebenfalls einer lückenlosen Rekonstruktion entziehen. Zwischen 1259 und 1273 gilt dies für die Bewertung des Verhältnisses zum Haus Habsburg, zu dessen Lehnsgütern die Burg offenbar über Murbach (s. o.) gehörte.

Die ebenfalls rund 200 Jahre andauernde markgräfliche Epoche auf Rötteln (~1316-1503) schloss sich auf Grundlage einer Eheverbindung mit den seit spätestens 1232 im Südbreisgau ansässigen Markgrafen von Hachberg-Sausenberg an, die wohl noch im zweiten Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts zu Ungunsten der weniger alten Burg Sausenberg umgehend auf Rötteln ihr Herrschaftszentrum einrichteten. Einer von Bemühungen um die Beilegung von Erbstreitigkeiten geprägten Phase der Konsolidierung unter mehreren früh verstorbenen Herrschaftsträgern während der ersten beiden Drittel des 14. Jahrhunderts, die vor dem Hintergrund der sich auch regional auswirkenden Krisenphänomene des frühen und mittleren 14. Jahrhunderts auf breiter Quellenbasis zu betrachten ist, folgten ab den 1360er Jahren unter Rudolf III. († 1428) Bemühungen zur Arrondierung des Herrschaftsterritoriums: Diese konsequente, vielleicht aber alternativlose Hinwendung in das naturräumlich abgegrenzte ehemalige röttelnsche Herrschaftsterritorium im vorderen und hinteren großen Wiesental begleiteten früh Ausgleichsmaßnahmen mit Basel.

Ab dem frühen 15. Jahrhundert belegten Schritte wie die Erweiterung der Ortskirche von Röttelnweiler (1401) und die Verlegung der Sepultur dorthin, Ausbauarbeiten auf Burg Rötteln, das Verfassen einer Hauschronik, die Erwirkung des Marktrechts für das erst 1682 zur Stadt erhobene Lörrach (1403) sowie der brandbedingte Wiederaufbau von Schopfheim (1412/13) diese Tendenz.

Während Rudolfs III. Sohn Otto III. als Konstanzer Bischof (1410-1434) einen ähnlichen, außerhalb einer intensiveren Betrachtung liegenden Sonderstatus wie die Geistlichen aus dem Haus Rötteln einnahm, schloss sich mit Wilhelm, Rudolf IV. und Philipp die Phase der „späten“ Markgrafen an, die nur noch, soweit in Verbindung mit der Burg, mit dem 1444 angefallenen Badenweiler sowie Neuchâtel zu sehen, nicht mehr, sofern auf Burgund ausgerichtet, eigentlicher Gegenstand ist, bis die Herrschaft und die letztlich erst im 18. Jahrhundert von Habsburg erworbene Burg im Zuge des sogenannten Röttelnschen Gemächtes, eines Erbvetrags, an das Haus Baden fielen (1503).

Ein Beginn der Forschungsgeschichte zur Herrschaft lässt sich spätestens mit Johann Daniel Schöpflin in den 1760er Jahren bestimmen; folgten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eher touristische als wissenschaftliche Hinweise, entstanden im späten 19. Jahrhundert vorwiegend im Rahmen von Ortsgeschichten vereinzelt kurze Beiträge, die mit der auf Regesten basierenden knappen Darstellung Otto Rollers zur Geschichte der Herren von Rötteln (1927) einen ersten Höhepunkt verzeichneten; für die markgräfliche Epoche auf Rötteln gilt die 1982 im Rahmen des Stadtjubiläums von Lörrach publizierte Darstellung Hansmartin Schwarzmaiers als wegweisend. Mittlerweile war auch die Ruine Gegenstand allerdings wenig umfangreicher und nicht systematischer Betrachtungen geworden.

Eine umfassende Darstellung zum Thema liegt bislang weder für die Epoche der Herren von Rötteln (~1100-1316) noch die Epoche der Markgrafen von Hachberg-Sausenberg (~1232-1316) noch für die Baugeschichte der Burg vor: Ziel des oben erwähnten Projektes ist es, diese drei großen Komplexe für das Hoch- und Spätmittelalter umfassend auf Basis des gesamten verfügbaren Quellenmaterials und im Zusammenhang (auch unter Einbeziehung von Analogien im Zusammenhang mit der südwestdeutschen Burgen- und Adelslandschaft) bis zum Aussterben der Markgrafen von Hachberg-Sausenberg (1503) darzustellen (vgl. Rötteln-Artikel „Haagen“, in: Die Burgen des mittelalterlichen Breisgaus II. Südlicher Teil, Halbband A-K).

 

Landesgeschichte, Spätmittelalter, Burgen, Adel, Basel

histoire régionale, Moyen Âge tardif, château fort, noblesse, Bâle

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